Leben
"DIE KUNST HAT MEIN LEBEN VEREDELT"
1909 – 1938
SIENA – PARIS – MALLORCA – Barcelona – Avantgarde, Entdeckung der Farbe, Impressionismus
Oscar Barblan wird 1909 als Sohn ausgewanderter Schweizer Eltern aus Graubünden in Siena, Italien geboren. Nach dem Besuch der Kunstakademien von Siena und Perugia zieht er 1930 für drei Jahre nach Paris, wo er u.a. die Académie de Montparnasse besucht. Die Stadt und deren künstlerischer Rausch sowie der Kontakt mit der Avantgarde faszinieren den jungen Maler. Es fehlt ihm aber jene innerliche Ruhe, die er braucht, um seine eigene Kunst zu entwickeln. Auf diese Zeit angesprochen, wird er später sagen: "Ich dachte schon immer, dass meine Werke für eine einfache oder kommerzielle Malerei zu fortgeschritten sind, dass sie es aber zu wenig sind, um aus mir einen Anführer zu machen".
Danach durchstreift er die Insel Mallorca zu Fuss, mit Leinwand und Farben als einzigem Gepäck. Zum Überleben arbeitet er da und dort als Koch. Der bekannte Kunstkritiker Lionello Venturi schrieb über diese Zeit: "Für Barblan war Mallorca die Entdeckung der Farbe bis zum Überschwang". Nach seiner ersten Einzelausstellung 1936 in Barcelona erlebt er den Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges. Bevor er Spanien fluchtartig verlassen muss, beteiligt er sich an den von Federico Garcia Lorca ins Leben gerufenen Aktionen, um Kunstwerke vor der Zerstörung zu retten.
Er folgt einer Einladung nach England und stellt 1938 in London aus, wo die "Times" seine Einzelausstellung besonders würdigt. Hier erlebt er seine impressionistische Phase und vertieft sich zugleich in Porträtstudien, die ihm später – während der Basler Jahre – helfen, von Kunstkritik und Öffentlichkeit sehr geschätzte Porträts zu malen.
1939 – 1955
Krieg – Zwischen Italien und Schweiz – Zwischen Musik und Malerei – Familie – BASEL
Kurz vor Kriegsausbruch kehrt Oscar Barblan nach Italien zurück und bezieht ein Atelier in Florenz, das später von den Bomben zerstört wird. Nach den vielfältigen Eindrücken, die er während seiner Reisen sammelte und dem Experimentieren mit verschiedenen Techniken, verstärkt sich die Suche nach seinem eigenen Stil, seiner "inneren Landschaft", wie er sie nennt. 1940 finden die ersten Ausstellungen in Italien statt.
Nach seiner Heirat lässt er sich 1946 mit seiner Frau Grazia und dem einjährigen Sohn Giacomo in Basel, in der Schweiz nieder. Seine musikalische Begabung ermöglicht ihm in dieser besonders für einen "Auslandschweizer" wirtschaftlich schwierigen Nachkriegszeit die Aufnahme ins Basler Symphonieorchester unter dem Dirigenten Paul Sacher, zuerst als zweite Violine, dann als Kontrabassist. Die Einladung, 1953 am Festival von Prades zu spielen, wo er dem weltberühmten Cellisten Pablo Casals persönlich begegnet, bleibt für ihn ein unvergessliches Erlebnis.
Dank der Musik, die ihn sein ganzes Leben lang begleiten wird, verfeinert er in der Malerei die rhythmischen Lösungen und lernt die Abstufungen zu nuancieren: Seine Farben werden "musikalisch" und er entwickelt sich bald zum grossartigen Koloristen, sowohl in den kräftigen, vorwiegend mit der Spachtel ausgetragenen Ölbildern, als auch später in den raffinierten, oft zarten Mischtechniken. Doch er merkt, dass er eine schmerzhafte Entscheidung treffen muss, denn die Musik nimmt ihm auch jene nötige Kraft, die er braucht, um in der Malerei seinen eigenen Stil zu festigen.
1956 – 1987
Zirkus – "Innere Landschaft" – Festigung des persönlichen Stils – Neue Wege
1956 kommt sein zweiter Sohn Paolo zur Welt. Im gleichen Jahr geht Oscar Barblan mit dem Zirkus Knie als Kontrabassist im Zirkusorchester auf Tournee. Die Zirkuswelt prägt ihn nachhaltig, wie die Figuren zeigen, die von nun an in vielen seiner Werke zu finden sind: Clowns, Ballerinen, Pferde und Reiter. Das "weibliche Wesen" – verführerisch, unschuldig, mütterlich oder gar mystisch, prachtvoll gekleidet, nackt oder halbnackt – oder etwa die Hügel- und Meereslandschaften aus der Toskana waren natürlich schon vorher in seinen Werken zu finden. Eingebettet in die Zirkuswelt oder durch diese angeregt, erscheinen nun aber Figuren und Themen in einer neuen, poetischen und verträumten Atmosphäre.
Durch diese Erfahrung bereichert und in seinem Schaffen neu inspiriert, wendet sich Oscar Barblan ab sofort ausschliesslich der Malerei zu. Die Ausstellungen nehmen markant zu und der Erfolg stellt sich dauerhaft ein. In den 70er Jahren verschiebt sich seine intensive Ausstellungstätigkeit zunehmend von Italien (u.a. Florenz, Mailand, Neapel, Rom, Venedig) in die Schweiz (u.a. Basel, Bern, Chur, Lausanne, Zürich). Später folgen Österreich, Deutschland und Frankreich. Auch Kunstsammler interessieren sich immer mehr für sein Werk.
Oscar Barblan lebte und arbeitete während rund vierzig Jahren in Basel: "Hier habe ich Ordnung und Zurückhaltung gefunden; die Werte, die es mir erlaubten, meine südländische Sonnenhaftigkeit in einem beständigen Rahmen gleichzeitig zu zügeln, aber auch zu festigen". Seine "innere Landschaft", nach der er seit den frühen Erfahrungen in Mallorca gestrebt hatte, findet und vollbringt er in der Rheinstadt. In den 70er Jahren entwickelt er zudem nebst Ölbildern, Aquarellen und Zeichnungen eine neue, sehr erfolgreiche Ausdrucksform: die Mischtechnik, welche Spontanität der Formen mit raffinierten Zeichnungsstrichen und sowohl spritziger als auch transparenter Farbpalette kombiniert.
Oscar Barblan (1909-1987)